Am 19. Januar fand der vierte und letzte Termin zur Akteursbeteiligung am künftigen Klimaschutzkonzept der Stadt Dachau statt. In der begleitenden Berichterstattung wird dazu von einem „Arbeitskreis Klimaschutz“ gesprochen (SZ vom 31.01.2023). Zudem „erarbeiteten und bewerteten [die Teilnehmenden] zahlreiche Vorschläge“ (Dachauer Rundschau vom 25.01.2023), die nun von der Verwaltung geprüft werden. Allein der breite Teilnehmerkreis aus Verbänden, Vereinen, Initiativen und den verschiedenen städtischen Organen sorgt hier für eine große Erwartungshaltung in Bezug auf das nun folgende Konzept.
Das Klimanetzwerk DAH zieht dazu eine gemischte Bilanz, verschiedene der teilnehmenden Organisationen (BUND Naturschutz, People for Future Dachau, ADFC Dachau, Fridays for Future Dachau) sehen Ergänzungsbedarf, um das bisherige Vorgehen vollständig darzustellen. Auch ist es aus unserer Sicht erforderlich, die Erwartungen an die nächsten Schritte deutlich zu formulieren. Ansonsten sehen wir die Gefahr, dass die umfangreich geleistete Mitarbeit als unverbindlicher „Vorschlag“ in der Schublade verschwindet.
Zunächst erachten wir es als begrüßenswert, für Dachau ambitionierte Klimaziele auszurufen und so den gesellschaftlichen Auftrag „Klimaneutralität“ anzunehmen. Ein absolut mehrheitsfähiges Unterfangen, immerhin sehen mehr als 80% der befragten Personen in einer Erhebung von Infratest dimap aus dem November 2022 großen oder sehr großen Handlungsbedarf beim Klimaschutz (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1252503/umfrage/umfrage-zum-handlungsbedarf-im-klimaschutz/).
Gleichzeitig bleiben ernste Bedenken hinsichtlich des Erfolgs der Initiative. Die Erfahrung zeigt, dass die Formulierung eines Leitbilds noch lange keine Umsetzung nach sich zieht. Maßnahmenkataloge schlummern seit Jahren tausendfach in Schubladen der Verwaltung, auch in Dachau.
Damit das Klimaschutzkonzept vor Ort tatsächlich Wirkung entfalten kann, haben wir für die nächsten Schritte drei Erwartungen:
- Formulierung einer konkreten Zielsetzung für die Klimaneutralität der Stadt Dachau. Ohne Ziel kann nicht beurteilt werden, ob Maßnahmen ausreichend sind, oder ob Nachsteuerung erforderlich ist. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft muss das zeitliche Ziel „spätestens 2030“ lauten, damit die Vereinbarungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen eingehalten werden können. Dies wurde auch im ersten Workshop so vorgestellt und darf keinesfalls im bürokratischen Prozess untergehen.
- Ergänzung fehlender Maßnahmen und Bewertung der erarbeiteten Vorschläge nach ihrer Wirksamkeit. Die Punkte aus den Terminen spiegeln durchaus die in den Workshops sichtbare Leidenschaft der Beteiligten wider. Das Klimaschutzkonzept der Stadt Dachau benötigt darüber hinaus jedoch den Input von Fachexperten und die Erfahrungswerte aus bereits andernorts umgesetzten Konzepten. Auch ist der erste spontane Bewertungsansatz (Vergabe von Klebepunkten) unbedingt zu ergänzen um die professionelle Evaluierung von Kosten und Nutzen der Maßnahmen. Diese Bewertung wiederum muss sich dann im verbindlichen Finanzierungsplan widerspiegeln.
- Erarbeitung eines echten Konzepts aus all den genannten Einzelmaßnahmen. Ein wirksames, effizientes Konzept wird gebraucht – und zwar schnell. Wobei „wirksam“ auch schmerzhafte Maßnahmen einschließt, Anreize allein reichen in diesem fortgeschrittenen Stadium der Klimakrise nicht mehr aus. Dazu der deutliche Hinweis: Es gibt bereits Hunderte von praktisch erprobten Klimaschutzkonzepten auf städtischer Ebene, Dachau muss das Rad nicht neu erfinden!
Die Teilnehmenden der Akteursbeteiligung haben in der Freizeit kostenlos ihren Teil beigetragen. Es liegt nun an der Stadt Dachau, dieses ehrenamtliche Engagement ernst zu nehmen, und die Arbeit in ein ganzheitliches, rundes Konzept zu integrieren. Sinnvollerweise erhalten die teilnehmenden Organisationen dann auch die Gelegenheit zur Prüfung des Papiers, noch bevor dieses der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Nur so kann es am Ende eine gemeinschaftliche Arbeit sein, zu der wir mit unseren Mitgliedern auch stehen!